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Die sehr moralische Autodroschke

Er brachte sie im Auto nach Haus.
Sie erzählte von ihrem Mann.
Er wußte, sie sähe entzückend aus.
Doch blickte er sie nicht an.

Sie fuhren durch die Alleen der Nacht.
Am Steuer saß irgendwer.
Die Sterne hatten sich hübsch gemacht.
Die Alleen waren ziemlich leer.

Und wenn das Auto Kurven nahm,
dann trafen sich ihre Knie.
Und wenn er ihr allzu nahe kam,
dann zitterten er und sie.

Er sprach von einem Theatersrück.
Das klang ein wenig gepreßt.
Sie sprach von ihrem Familienglück.
Ihre Stimme war nicht sehr fest.

Stets spürte er ihren Blick auf sich,
obwohl er durchs Fenster sah.
Und plötzlich wurde sie ärgerlich
und meinte, sie wären gleich da. . .

Dann waren sie eine Weile stumm.
In der Luft verbarg sich ein Blitz.
Doch fand er schließlich das Ganze zu dumm
und erzählte ihr einen Witz.

Die Luft war mild. Und das Auto fuhr.
Es roch nach Glück und Benzin.
Sie achteten wenig auf die Natur
und streiften sich mit den Knien.

Dann stiegen sie aus. Er gab ihr die Hand.
Und ging. Und fand alles gut.
Doch als er daheim im Zimmer stand,
zertrampelte er seinen Hut.
Erich Kästner